Die „Elly“ – Vorbild für unsere Schule

Die Namensgeberin unserer Schule ist eine Frau, die prägende Epochen der deutschen Geschichte durchlebte – vom Kaiserreich, dem 1. Weltkrieg, der Weimarer Republik, der Herrschaft Hitlers im 2. Weltkrieg, bis hin zur Gründung der Bundesrepublik.
Mit Blick auf ihren Lebenslauf, wird Elly Heuss-Knapp schnell zum Vorbild für unsere gesamte Schulgemeinschaft.
Elly hat keine leichte Kindheit
Elisabeth (Elly) Eleonore Anna Justine Knapp wurde am 25.01.1881 in Straßburg geboren. Nachdem ihre Mutter psychisch erkrankte, erzog der Vater Elly und ihre Schwester allein. Straßburg blieb Ellys „unverlierbare Heimat“.
Elly liegt Bildung am Herzen
Über ihre Schulzeit schrieb Elly: „Das Einmaleins war mein persönlicher Feind und ist es bis heute geblieben. Ich ging vom ersten Tag an sehr gern in die Schule. Mir sind Menschen immer unverständlich, die aus ihrer Schulzeit eine Tragödie machen. Das Wichtigste lernt man ja nicht bei den Lehrern, man lernt es von den Mitschülern, nämlich Menschenkenntnis.“ (Ausblick vom Münsterturm S.9)
Nach ihrem Lehrerinnenexamen 1899, unterrichtete sie an der von ihr gegründeten Fortbildungsschule für Mädchen und zeigte damit, dass ihr die Bildung der Frauen besonders am Herzen lag.
Elly strebt nach mehr Wissen
Mit 24 Jahren begann sie ein Studium der Volkswirtschaftslehre in Freiburg. Elly war eine der ersten Frauen, die an der Universität zugelassen wurden. In dieser Zeit fing sie an, erste Vorträge zu politischen Themen zu halten. Später schrieb sie das Buch „Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre für Frauenschulen“.
Elly gründet eine Familie
Zu ihrem engsten Freundeskreis gehörte der Politiker Friedrich Naumann, in dessen Haus sie 1905 den Journalisten Theodor Heuss kennen und schätzen lernte. Drei Jahre später traute der gute Freund Albert Schweitzer die beiden im Straßburger Münster. Elly Heuss-Knapp brachte 1910 den Sohn Ernst Ludwig auf die Welt.
Elly ist sozial
Während ihres Studiums merkte Elly schnell, dass die Kollegs in dieser Fachdisziplin nichts über soziale Arbeit enthielten. Sie orientierte sich viel lieber an den Mädchen- und Frauengruppen um Alice Salomon. Ab 1911 unterrichtete Elly gemeinsam mit ihr an einer sozialen Frauenschule in Berlin.
Elly wird Heilbronnerin und setzt sich weiter für Frauen ein
1912 zog die Familie Heuss nach Heilbronn. Theodor wurde Chefredakteur der Neckar-Zeitung. Hier setzte Elly ihre auf die Bildung von Frauen ausgerichtete Vortragstätigkeit fort. Im Fokus standen dabei die Fürsorge von Frauen und der Schutz von Jugend und Familie. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs baute Elly in Heilbronn eine Arbeitsbeschaffungsstelle für Frauen auf, die bis zu 900 Frauen Arbeit gab. Diese hätten sonst ihre Kinder verlassen und in Munitionsfabriken arbeiten müssen. Nach Ende des Krieges zog die Familie Heuss zurück nach Berlin.
Elly ist kreativ und erfinderisch
Nach Lehrerin, Volkwirtin, Autorin und Sozialpolitikerin wird sie nun noch zur Erfinderin. Bereits im Wahlkampf 1919 für den ersten Reichstag zeigte Elly ihr Talent für Werbung: „Frauen werbt und wählt, jede Stimme zählt! Jede Stimme wiegt, Frauenwille siegt!“Als ihr Mann nun in der nationalsozialistischen Diktatur Berufsverbot erhielt, ernährte Elly die Familie als Werbeberaterin und -texterin allein. Dabei erfand sie den Jingle - ein akustisches Warenzeichen. Sie machte Werbung u.a. für Nivea, Kaffee Hag, Bosch, Bleyle, Henkell und Persil.
Elly wird zur „Landesmutter“
Nach Kriegsende 1945 nahmen Theodor und Elly als Landtagsabgeordnete in Stuttgart die politische Arbeit wieder auf. Elly arbeitete im sozialpolitischen Ausschuss mit und forderte beispielsweise kleine Schulklassen und eine Mahlzeit für jedes Schulkind. Sie war die Alterspräsidentin des Landtags, bis ihr Mann 1949 zum ersten Bundespräsidenten gewählt wurde und sie nach Bonn zogen. Jetzt war Elly Heuss-Knapp die First Lady der jungen Bundesrepublik und gestaltete ihre Rolle aktiv. Besonders den Müttern galt in dieser schweren Nachkriegszeit ihre Aufmerksamkeit. 1950 gründete sie das Deutsche Müttergenesungswerk mit dem Ziel, den „abgearbeiteten, aber noch nicht kranken Müttern, durch einige Wochen der Ruhe zu helfen.“ 1952 starb Elly Heuss-Knapp in Bonn.
Unsere Elly
Wir behalten besonders ihr soziales Engagement und ihre politische Durchsetzungskraft in Erinnerung. Elly Heuss-Knapp war eine moderne und aktive Frau: Streitbar, engagiert, sich einmischend, politisch präsent, die willkürlich gesetzten und historisch überkommenden Grenzen überschreitend.
Quellenangaben:
Elly-Heuss-Knapp. Ausblick vom Münsterturm. Erinnerungen. 1952 Verlag Hermann Leins. Tübingen
Biographie Elly Heuss-Knapp (1881 – 1952) – Internetauftritt der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg